Olivenernte
Bericht über die Olivenernte am Coll de l´Alba
Seit November 2010 bearbeiten wir nun schon unseren Ölberg. Von Baum zu Baum werden die Netze über die Terrassen gelegt und mit Steinen befestigt, damit der Wind sie nicht wegweht. Dann wird geschüttelt, gestrehlt, manchmal einzeln gepflückt. Während zwei von uns die Netze zusammennehmen und die Oliven in Kisten füllen – vorher werden Ästchen und Steine so gut es geht ausgelesen – gehen die anderen schon weiter zum nächsten Baum. Die Kisten werden mit der Schubkarre zur Finca transportiert und dort auf der Schüttelrutsche von allem Unrat befreit. Eine ziemlich mühselige und langwierige Arbeit.
Im November geben uns die Bäume ihre Früchte nur widerwillig. Im Dezember fallen sie teilweise nur bei leichtem Schütteln schon ins Netz.
Da der alte Bauer, von dem wir die Finca übernommen haben, klugerweise die verschiedensten Olivensorten auf unserem Berg angepflanzt hat, erhalten wir eine ausgezeichnete Mischung von stark ölhaltigen bzw. Fruchtgeschmack gebenden Oliven. Jeder Olivenbauer hat bei der Anpflanzung der Bäume seine ganz ureigene, erfolgversprechende Mischung, von der wir und all die Menschen, die unser Öl genießen, nun profitieren können.
Da gibt es zum einen die Sevillenca, die früh im Jahr reif ist und anfangs der Saison (Oktober/-November) gute Säuregrade hat, die aber rasch abnehmen. Sie gibt gutes Öl und eignet sich zur Konservierung.
Sehr viele Bäume auf unserem Grundstück tragen die Morruda, eine typische Olive in der Baix-Ebre-Region. Sie färbt sich beim Reifen nur langsam von grün über lila in schwarz und hat gute Säuregrade am Anfang der Ernteperiode. Die Morruda ist verantwortlich für den fruchtigen Geschmack und ergibt ein helles, sehr feines Öl. Als Einmacholive ist sie nicht geeignet, da sie sehr weichfleischig und dadurch druckempfindlich ist. Da sie sehr rasch verdirbt, ist es bei der Ernte der Morruda sehr wichtig, dass die Oliven sofort zu Öl verarbeitet werden.
Eine weitere sehr edle Sorte ist die Aragonesa oder Empeltre. Sie hat eine kleine Frucht, die aber stark ölhaltig ist und ein sehr schmackhaftes Öl liefert. Außerdem eignet sie sich ausgezeichnet als Einmacholive.
Zuguterletzt wächst auf unseren Terrassen noch die Farga, eine der ältesten Sorten in unserem Anbaugebiet. Sie gibt ein Öl von guter Qualität mit schwererem Geschmack als z.B. die Morruda.
Ungefähr drei Tage brauchen wir mit einem guten Team, das aus Freunden, Verwandte und guten Nachbarn besteht - nur so ist diese sehr aufwändige Arbeit zu bewältigen - um die Menge von 700 kg Oliven zu ernten, die wir benötigen, um in der Steinmühle in Lligallo einen Press-Termin zu bekommen.
Die Fahrt mit dem hochbetagten und hochbepackten VW-Doppelkabiner (von allen liebevoll Okidoki genannt), ist jedesmal bestimmt durch die Vorfreude auf den Preis für unsere doch ziemlich anstrengende Arbeit: Im besten Fall sechs 25 l – Kannen, gefüllt mit bestem, wohlriechendem und -schmeckendem Öl.
In der Mühle werden die Kisten gewogen. Dann helfen wir dem Müller, sie in das Silo zu schütten. Durch eine Schnecke werden die Oliven in die Mühle befördert, wo sie mit Hilfe der großen Mahlsteine zur Olivenmaische gemahlen werden. Bewegung und Geräusche lassen Bilder in einem aufsteigen, wie mühselig diese Arbeit wohl war, als die Steine noch mit Menschen- bzw. Eselskraft bewegt wurden.
Danach füllt der Müller die Maische von Hand in die Matten, die, eine nach der anderen, auf die Presse gelegt werden. Schon ab diesem Moment tropft Öl in das Auffangbecken. Leider ist in dieser Mühle die Gewinnung von Tropföl nicht möglich – das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Welch eine Freude, wenn man am nächsten Tag die gefüllten Kannen abholen kann und dann auch noch vom Müller verkündet bekommt: Du hast 3% (Säuregehalt)erreicht!!! Dann sitzen wir abends vor unserem Feuer auf der Terrasse (die Olivenblätter, die von den verlesenen Oliven übrig geblieben sind, müssen verbrannt werden), trinken gemütlich einen spanischen Rotwein und denken: Die Schinderei hat sich gelohnt.
Übrigens findet die Ernte der Oliven im Dezember / Januar statt und meistens durchgehend bei einer Tagestemperatur von 17 – 20 Grad.
Nach der Ernte beginnt die etwas ruhigere Zeit des Bäumeschneidens – sehr wichtig, wie wir beim Ernten feststellen mussten. Es gibt nichts Schlimmeres als Totholz, das einem den Weg zu den Oliven versperrt, Aufsitzer und Wasserschösslinge, die mit keinem Rüttler zu greifen sind.